Was ihr Liebe nennt – Liebe und Spätkapitalismus

Love is in the air – zumindest wenn es nach dem Kapital geht, denn wieder einmal ist Valentinstag. Alle Jahre wieder liefert die bürgerliche Gesellschaft das Spektakel die Welt in Rosarot zu färben.
Dass diese Form der Zuneigung eine ist, die vorallem dem Kapital dient und in erster Linie keine Stärkung von zwischenmenschlichen Bindungen zum Ziel hat, erkennen sogar die Linksliberalen, während sie sich mit dieser Erkenntnis in moralischer Überlegenheit wälzen.
Doch entgegen der Meinung dieser Linksliberalen und Alternativen, ist der Valentinstag kein Fehler in der Logik dieser Gesellschaft oder eine Ausnahme in den Beziehungsweisen, die diese Gesellschaft hervorbringt. Im Gegenteil ist dieser Tag das perfekte Ritual der spätkapitalistischen Liebe, was jedoch noch deutlicher hervorzeigt, dass es die Logik des Kapitalismus ist, die kritisiert werden muss und nicht dieser eine Tag.
Es ist gerade der Erfolg des Spätkapitalismus, nicht bloß greifbare Dinge zu Waren zu transformieren, sondern auch Emotionalitäten und ganze Individualitäten zu vermarkten. Vermittelt über eine hohe Möglichkeit des Konsums innerhalb der kapitalistischen Zentren, dauerhafte Anwesenheit ideologischer Werbungen, einer ganzen Wissenschaft, die den Menschen auf die reine Reaktion hinabstuft, um sein Verhalten vorherzusagen und eine Technologie, mit welcher aus jeder Minute unserer Freizeit Profit geschlagen werden kann, suggeriert der Kapitalismus, dass alle Bedürfnisse von ihm gestillt werden könnten, indem er die Wünsche und Befriedigung warenförmig organisiert.
Gleichzeitig erscheint der Kapitalismus damit allumfassend, unausweichlich: Denn damit bietet dieser nicht nur jede Tätigkeit warenförmig an, sondern auch die Beziehungen der Menschen untereinander nehmen diese Form an. Sie werden zu Dingen, welchen Attribute gegeben werden und die miteinander verglichen werden. Sie werden Mittel für den Zweck der eigenen Besserstellung.
Gerade in der Reproduktion zeigt sich sogar, dass der Kapitalismus darauf angewiesen ist, die Beziehungen derart zu strukturieren: Die überwältigende Monotonie der Lohnarbeit, die kühl und nach dem Standard der Rationalisierung funktioniert, bei der gleichzeitigen Ausbeutung, die wir Tag für Tag erleben, lässt sich nur auffangen, indem ein vermeintlich positives Gegenstück geschaffen wird: die romantischen Beziehungen mit dem Anspruch der Wärme, Geborgenheit und Zärtlichkeit, sollen den Gegensatz zu Leistungsprinzip und Konkurrenz schaffen. Die Liebe soll im Kapitalismus als notwendige Quelle von Kraft dienen und so verwundert nicht, dass die glückliche Ehe das Heilsversprechen der bürgerlichen Gesellschaft ist. In der Kulturproduktion,in der Werbung und konkret in den romantischen Beziehungen werden Sehensüchte, Wünsche und Begierden auf die Liebe als Mikrokosmus der heilen Welt verlagert. Diese Sehnsüchte der Wärme und Sicherheit zielen eben nicht darauf, den Springbrunnen der Entfremdung, die kapitalistischen Verhältnisse anzugreifen.
Eine Transformation der Liebe als Beziehungsweise, wie wir sie in der Regel in kapitalistischen Gesellschaften vorfinden, ist nur möglich mit einer radikalen Veränderung aller gesellschaftlichen Beziehungsweisen.
Beziehungsweisen, die unser Leben heute bestimmen dürften nicht mehr durch Ausbeutung und Hierarchie, durch Indifferenz und Konkurrenz bestimmt sein, sondern durch Kooperation und Gleichheit, durch Kollektivität und Solidarität.
Als Kommunist*innen sind wir auf Kooperation, Solidarität und Kollektivität angewiesen und sollten diese in unserer Praxis immer wieder thematisieren, jedoch müssen wir auch die Begrenztheit dieser Praxen in einer falsch eingerichteten Gesellschaft erkennen und dürfen nicht den gleichen Fehler machen, unsere Beziehunsweisen als Mikrokosmus der heilen Welt zu betrachten.

Für den Kommunismus!

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *