#KeineMehr! – Gegen patriarchale Gewalt und Femizide

Femizide sind die extremste Stufe gesellschaftlich verankerten Frauenhasses. 154 Morde dieser Art sind alleine in Deutschland dieses Jahr schon registriert worden. Das heißt ca. jeden dritten Tag wird eine Frau, meistens von ihrem (ehemaligen) Partner, in Deutschland ermordet. Dabei ist die Dunkelziffer deutlich höher, denn die Justiz erkennt die Morde nicht als Femizide an. Der Begriff Femizid beschreibt den Mord eines Mannes an einer Frau, eben weil sie eine Frau ist. Er beschreibt also einen Mord, der auf purer Misogynie beruht.

Misogynie äußert sich durch geschlechterspezifischer Gewalt im öffentlichen und privaten Raum und fußt auf den Strukturen des kapitalistischen Patriarchats. Sie umfasst systematische, weit verbreitete, alltägliche physische und psychische Gewalt, Hass, Verachtung und das Gefühl Frauen besitzen zu können. Die bürgerliche Annahme, Gewalt ginge nur von “den Anderen” aus, ist allerdings ein (häufig rassistischer) Irrglaube. Die entscheidenden Mechanismen des Frauenhasses liegen in unserer kapitalistischen und patriachalen (Re-)Produktionsweise, die sich mittlerweile bis in die letzte Ecke des Globus gewaltsam durchgesetzt hat.

Wie sieht das genau aus?

Klar ist erstmal, dass es genau zwei geschlechtliche anerkannte Zwangskategorien in unserer Gesellschaft gibt: »männlich« und »weiblich«. Diese Kategorien strukturieren alle möglichen Bereiche der Gesellschaft, wobei das männliche vor dem weiblichen aufgewertet wird. Die materielle Grundlage für diese Abwertung und deren ständige Herstellung liegt in der Trennung zwischen Produktion und Reproduktion. Die Reproduktion beschreibt hierbei alle Tätigkeiten, die dafür sorgen, dass auch am nächsten Tag genügen Menschen arbeiten gehen können. Dieser riesige Batzen Care-Arbeit, in dem die zwischenmenschliche Beziehung das »Produkt« der Arbeit ist, kann kaum im kapitalistischen Sinn optimiert werden.

Ein Kind kann nicht immer schneller erzogen, Wut auf den Chef nicht immer schneller abgebaut werden. Aus solchen reproduktiven Arbeiten kann nach kapitalistischer Logik kaum Profit gezogen werden, sie werden dementsprechend schlecht oder garnicht bezahlt und abgewertet. In einer Konkurrenzgesellschaft, in der alles danach bewertet wird, ob es profitabel ist oder nicht bedeutet das für alle Menschen im Care Sektor: Ohnmacht, Abwertung und Prekarisierung. Der Kapitalismus selber entstand historisch jedoch schon in patriarchalen Verhältnissen. Insofern war klar, wem diese Aufgaben aufgezwungen werden: Frauen.

Diese Vorstellungen ändern sich innerhalb eines bestimmten Rahmens. Der moderne Mann zeigt Schwäche und lackiert sich die Fingernägel. Die Erwartungen an die Frau bleiben allerdings die gleichen: Es ist immernoch sie, die zusätzlich zur Lohnarbeit den Mann auffangen und das Kind erziehen soll. Damit sind Frauen, trotz feministischer Erfolge, immernoch einer Doppelbelastung ausgesetzt. Auch in der bürgerlichen, heterosexuellen Ehe erscheint die Frau weiterhin als Besitz des Mannes. Durch gesellschaftliche Anforderungen an Ehe und Beziehungen und durch die finanzielle Abwertung weiblich konnotierter Berufe wird weiterhin sichergestellt, dass der Mann die Macht und zum Teil auch Kontrolle über die Frau hat.

Frauen werden so immer wieder der Willkür des Mannes ausgeliefert. Die bürgerliche Vorstellung entpuppt sich hier als eine Art „Tauschgeschäft“: Der Mann geht arbeiten und versorgt die Famillie, die Frau hat als »Gegenleistung« ihre zugeschriebene Rolle zu erfüllen und sich zu fügen. Wird den Erwartungen, die an die Rolle Frau geknüpft sind, nicht entsprochen scheint dies als Angriff auf das »Recht« des Mannes und ist eine Bedrohung der eigenen Männlichkeit.
Nicht umsonst finden deswegen Femizide meist dann statt, wenn eine Frau sich emanzipiert. Dies kann durch Trennung, einen besser bezahlten Job und vieles weiteres geschehen. Für den Mann heißt das: die Dominanz im Geschlechterverhältnis müsse wieder hergestellt werden. Diese gewalttätige Herstellung der eigenen Macht zielt dabei gegen Weiblichkeit im Allgemeinen und konkretisiert sich lediglich im Individuellen. Deshalb richtet sich diese Gewalt also nicht nur gegen Frauen als Individuen, die Täter nutzen auch ihnen unbekannte Frauen als Projektionsfläche, Ziel und Objekt ihrer Misogynie. Kurz gesagt: Misogynie und Frauenhass vollzieht sich meist im Individuellen, ist aber strukturell erzeugt und richtet sich an Frauen als Kollektiv, deswegen müssen wir auch als Kollektiv zurückschlagen!

Die männliche Gewalt wird teilweise entschuldigt, nicht gesehen oder das entstandene Leid nicht ernst genommen. Stattdessen wird mindestens eine Teilschuld bei der Betroffenen gesucht. Wir sagen: Wir als Frauen können und müssen den Erwartungen die an uns gestellt werden nicht Folge leisten! Als Subjekt ist es niemals möglich, diese starren Vorgaben zu erfüllen. Die Folge davon ist Gewalt. Wir kämpfen für eine sinnvoll organisierte Gesellschaft die direkt und ohne Umwege nach den menschlichen Bedürfnissen funktioniert: Ohne geschlechtliche Zuschreibungen, die Trennung in Produktion und Reproduktion oder Lohnarbeit generell. Eine Gesellschaft, in der wir gemeinsam vernünftig planen und produzieren, was wir für ein gutes Leben für alle brauchen, damit wir endlich dem Patriarchat seine ökonomische Machtstruktur entreißen.

Dadurch verschwinden patriarchale Muster nicht automatisch aus der Kultur und dem Denken der Individuen. Deswegen ist es wichtig, weitere Prozesse zu beginnen. Sei es durch das schaffen kostenloser, gemeinschaftlich organisierter Care-Einrichtungen, feministische Bildungsarbeit, mehr Unterstützung für Frauenhäuser oder das Erkennen und Ändern patriarchalen Denkens und Handelns im direkten Umfeld. Trotzdem bleibt mit der kapitalistischen Ordnung und deren staatlichen Strukturen die ständige materielle Grundlage für weitere patriarchale Gewalt bestehen. Daher kämpfen wir gleichzeitig, um eben diese Ordnung zu zerschlagen und durch eine vernünftige, eine bedürfnisorientierte, eine kommunistische, zu ersetzten. All dies erreichen wir nicht vereinzelt, sondern nur in dem wir uns gemeinsam organisieren!

Die ganze Slideshow findest du unter: https://www.instagram.com/p/CWF8Ydasp9P/

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