In Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus

Heute jähren sich die Novemberpogrome zum 85. Mal.

Am Abend des 9. November 1938 trafen sich im Sitzungssaal des Göttinger Rathauses der SS-Standartenführer Friedrich Steinbrink, der Oberbürgermeister Albert Gnade, der Leiter der Feuerwehr Wilhelm Rodenwald und die Leitung der Kriminalpolizei Göttingen, um zu beraten, wie die Göttinger Synagoge am besten anzuzünden sei.
Rodenwald eilte zwischenzeitlich zu seinem Haus, um seine privaten Benzinvorräte zur Synagoge zu bringen. Die Freiwillige Feuerwehr stand bereit, um angrenzende Häuser vor dem Flammen zu schützen, als Mitglieder der SS die Synagoge unter den Augen einer johlenden Bevölkerung an der Unteren Maschstraße am 10. November 1938 ein Uhr nachts in Brand setzten. Bei dem antisemitischen Pogrom 1938 sind mehr als 1000 Synagogen im ganzen Deutschen Reich angezündet, jüdische Friedhöfe geschändet, tausende Geschäfte geplündert, Jüd:innen verschleppt und ermordet worden.

Die Vorgänge, nicht nur in Göttingen, zeigen, dass Antisemitismus nicht nur Staatsprogramm des Nationalsozialismus war, sondern von der Mehrheit der Deutschen getragen und bereitwillig in die Tat umgesetzt wurde. Antisemitismus war in Deutschland nach dem Ende des NS nie weg, im Gegenteil. Das Bekanntwerden des antisemitischen „Flugblattes“ von Hubert_Herbert_Helmuth Aiwanger sowie die daran anschließende „Debatte“ samt Täter-Opfer-Umkehr, im Vorfeld der Landtagswahlen in Bayern verhalf den Freien Wähler nicht zu weniger, sondern mehr Popularität. Antisemitismus ist und bleibt ein deutsches Problem. Wer aktuell davon faselt Antisemitismus sei hierher importiert betreibt Geschichtsrevisionismus. Die Mehrheit der antisemitischen Angriffe in Deutschland kommt von rechts, dennoch gibt es unleugbar einen spezifisch islamistischen Antisemitismus und leider auch einen linken. Das ist nicht zu leugnen und daran gibt es nichts zu kaschieren. Im Bewusstsein, dass für viele Juden und Jüdinnen auch in der Gegenwart Angst zum Alltag gehört: Gegen jeden Antisemitismus – nie wieder ist jetzt!

Kommt heute Abend um 18 Uhr zur Gedenkstunde am Mahnmal der Synagoge organisiert vom Göttinger Bündnis zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus.