Transgender Day of Remembrance

Transgender Day of Remembrance – in Erinnerung an die Opfer transfeindlicher Gewalt

Heute (20.11) ist der Transgender Day of Remembrance, der Gedenktag für alle Menschen, die aus transfeindlichen Gründen ermordet wurden. Ins Leben gerufen wurde er 1999, um der trans Frau Rita Hester zu gedenken, die im November des Vorjahres in Allston in den USA ermordet worden war. Im letzten Jahr wurden weltweit 327 trans Personen ermordet. Darunter sind noch nicht all die Suizide gezählt, die Konsequenz von Transfeindlichkeit waren oder die Tode aufgrund mangelnder Gesundheitsversorgung. Auch ein Fall in Deutschland bewegte dieses Jahr die queere Community: Der junge trans Mann Malte C. starb an seinen Verletzungen, nachdem er beim CSD Münster eine Gruppe junger Frauen gegen lesbenfeindliche Beleidigungen verteidigt hatte und dann selbst vom Täter transfeindlich angegangen und niedergeschlagen worden war.

Solche Gewalttaten sind keine Einzelfälle. Gewalt gegen Queers und vor allem gegen trans Personen ist ein elementarer Bestandteil des kapitalistischen Patriarchats. Dessen Grundlage ist die Trennung in Produktion und Reproduktion: Während Tätigkeiten, aus denen sich Profit generieren lässt, entlohnt werden, werden Tätigkeiten, die sich nicht oder nur bedingt profitabel gestalten lassen, aber notwendig für die Wiederherstellung der Arbeitskraft sind (etwa Sorge- und Hausarbeit), in den Reproduktionsbereich abgespalten. Sie werden schlecht oder nicht bezahlt, überwiegend von Frauen erledigt und sind dem Produktionsbereich untergeordnet. Sexistische Ideologien legitimieren diese hierarchische Arbeitsteilung. Sie teilen Menschen in Männer und Frauen ein und schreiben die für Reproduktionsarbeit notwendigen Eigenschaften Frauen zu, die diesen qua Natur zukämen. Eine binäre Geschlechterordnung erscheint damit als naturgegeben. Queere und trans Personen beweisen aber durch ihre pure Existenz, dass die Sache mit dem eindeutigen Geschlecht, das Menschen angeblich seit Geburt haben, garnicht so einfach ist. Sie müssen deshalb gesellschaftlich sanktioniert werden – im Zweifel mit Gewalt -, um die bestehende Geschlechterordnung aufrecht zu erhalten. Auch die innerpsychischen Momente von Transfeindlichkeit haben mit der patriarchalen Einrichtung der Gesellschaft zu tun. So entlädt sich in transfeindlicher Gewalt auch die Gewalt, die die Subjekte sich selbst antun müssen, um eine eindeutige Geschlechtsidentität anzunehmen. Hinzu kommt, dass viele heterosexuelle Männer, die trans Frauen attraktiv finden, sich dadurch in ihrer heterosexuellen Identität bedroht sehen, da sie trans Frauen nicht als “richtige” Frauen ansehen. Dieser innerpsychische Konflikt wird durch Gewalt an trans Frauen gelöst. Ein großer Teil der ermordeten trans Personen sind trans Frauen of Color, die in der Prostitution arbeiten. Zunächst werden sie durch Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt in die Prostitution gedrängt, und dort bekommen sie dann die ganze Gewalt ab, die durch fragile heterosexuelle Männlichkeit ausgelöst wird – bis hin zum Mord.

Auch wenn die Sichtbarkeit von trans Personen in den letzten Jahren zugenommen hat und einige wichtige Gesetzesänderungen erkämpft werden konnten – die Gewalt gegen trans Personen und die strukturellen Ursachen derselben bestehen weiterhin. Zudem versucht die extreme Rechte vermehrt mit Queer- und Transfeindlichkeit Stimmung zu machen und anknüpfungsfähig in die Mitte der Gesellschaft hinein zu sein. Diesem queerfeindlichen Backlash müssen wir uns als Feminist*innen und Linke entgegenstellen, solidarisch über alle Geschlechtergrenzen hinweg. Den ermordeten trans Personen zu gedenken heißt für uns, Transfeindlichkeit auf allen Ebenen zu bekämpfen und ihre strukturellen Ursachen anzugehen – für die Überwindung von Kapitalismus und Patriarchat, für eine Gesellschaft, in der alle ohne Angst verschieden sein können, für den Kommunismus!

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