Fr. 29.09 | 20:00 | T-Keller (Geismar Landstr. 19
Vortrag mit Thomas Ebermann, in dem er sich bemühen wird:
– die heutigen Bedürfnisse als zum bestehenden System gehörig zu denunzieren. Sie sind auf eine übermächtige Struktur zurückzuführen, die in die Menschen einwandert, sie prägt, hässlich macht. (Hilfestellung durch Zitate aus Agnes Heller: «Theorie der Bedürfnisse»)
– alles zu vermeiden, was ihn als Weltverbesserer durch richtiges Verhalten im Marktgeschehen, als Berater kritischer Konsument:innen erscheinen lassen könnte. Auch distanziert er sich von allen pfäffischen Belehrungen, die den unteren Schichten den unschicklichen Konsum ankreiden ‒ und von den Produktionsbedingungen, denen sie unterworfen sind, absehen. (Hilfestellung: Karl Marx)
– die Voraussetzung aller kritischer Reflektion über Bedürfnisse, dass der Mensch satt, bekleidet, behaust und versorgt sein muss, nie zu ignorieren. Das schützt davor, voreilig ins Solzialpsychologische zu wechseln. (Hilfestellung: Theodor W. Adorno) dennoch daran festzuhalten, dass wahre und falsche Bedürfnisse unterscheidbar sind (Hilfestellung: Herbert Marcuse) – und dass «enormes Bewusstsein» einen Bruch mit dem Bestehenden impliziert und also etwas fundamental anderes ist als das Postulat der «sozialen Gerechtigkeit». (Hilfestellung: Karl Marx)
– das Dilemma, den Teufelskreis, nicht zu verschweigen, dass andere Verhältnisse (ohne Konkurrenz, ohne Arbeitstempo im Dienste der Produktivität, ohne Sorge vor dem Absturz ins Elend etc.) gewiss Menschen mit anderen Bedürfnissen erbrächten ‒ wir aber nicht wissen, ob die Sehnsucht nach dem ganz anderen unter Bedingungen heutiger materieller Wirklichkeit je große Potenziale erfassen kann. (Hilfestellung: Agnes Heller, Herbert Marcuse: «Versuch über die Befreiung»)
– immer nachzuweisen, dass Bedürfniskritik stets auf einen Begriff gesellschaftlichen Reichtums insistiert, der antagonistisch zum herrschenden sich verhält, weil er nicht im Entferntesten asketisch ist und deshalb um der Arbeit zu fliehen, auf all die überflüssigen, dummen, sinnlosen Produkte und Dienstleistungen verzichtet. Wenn Adorno, was selten ist, die befriedete Zukunft doch einmal ‘auspinselt’, dann so: «Wenn es einmal kein Monopol mehr gibt, wird sich rasch genug zeigen, dass die Massen den Schund, den die Kulturmonopole und die jämmerliche Erstklassigkeit, die die praktischen ihnen liefern, nicht ‘brauchen’.» («Thesen über Bedürfnisse»)
Thomas Ebermann ist Arbeiter ohne Fixierung auf diese frühere Lebensphase, Politiker ohne Karriere, Intellektueller ohne Abitur, Künstler ohne Genregrenzen.