Danke an alle, die heute da sind, an alle betroffenen Träger:innen, Sozialarbeiter:innen, Jugendverbände, politische Gruppen und vielen weiteren – am Ende also uns Menschen, die in Göttingen versuchen das Leben von allen etwas lebenswerter zu gestalten!
Wir lassen uns nicht spalten, auch wenn sie das versuchen! Denn auch wenn wir hier schon einiges gewonnen haben, nämlich dass die Kündigungen der freien Kinder- und Jugendträger vermutlich vom Tisch sind und die Parteien und die Verwaltung panisch zurück steuern.
So bedeutet das auch, dass immer noch viele Kürzungen vorgesehen sind, die insbesondere wieder Menschen betreffen, die eh schon wenig haben, gesellschaftlich marginalisiert sind, wie zum Beispiel die Kürzungen des sogenannten Flüchtlingssammeltopfes.
Wir danken also den vielen Engagierten, den Gruppen und den Menschen die nicht stillschweigend zusehen. Doch ein Staat wird unsere selbst geschaffenen Strukturen immer wieder angreifen. Denn seine vornehmliche Aufgabe ist es, die Beziehungen zwischen Arbeit und Kapital, zwischen den Menschen und ihren Wünschen und Verpflichtungen zu organisieren. In den wiederkehrenden Krisen des Kapitalismus und in Zeiten der gegenwärtigen multiplen Krisen nimmt der Staat allzuoft die vorher von der Straße erkämpften Freiheiten zurück. Denn dem Kapital soll ermöglicht werden seine Profite weiter zu steigern. Das Leben aller, unsere Wünsche, unsere Zeit: das zählt in dieser Kalkulation nur als störendes Element, dass nicht aufbegehren soll.
Wir haben es hier im Kleinen getan, ein Wenig gewonnen – hoffentlich – und werden dafür wahrscheinlich rotzige Kompromisse angeboten bekommen. Es braucht also diese Kämpfe, damit es besser wird. Dafür müssen wir machen, was wir am besten können: Uns selbst organisieren, demonstrieren, gegenseitig unterstützen, Soli-Partys und -Theken schmeißen, verbunden bleiben und miteinander reden, auch wenn die Hürden groß scheinen.
Denn unsere Gegner:innen warten nur darauf, dass wir aufgegeben. Die Junge Union und die Schüler:innen-Union zum Beispiel haben im Zuge der geplanten Kürzungen (mal wieder) gefordert das JuzI dicht zu machen. Unter anderem mit Sprüchen wie “Geht erstmal arbeiten, bevor ihr Dinge besetzt.” Erst einmal: kommt mal auf eure Rhetorik klar, das ist peinlich. Ihr scheint absolut keine Ahnung davon zu haben, wie unsere Leben aussehen. Zweitens: Kommt mal auf euren Arbeitsfetisch klar. Ihr hetzt hier mit der AfD und dem BSW um die Wette. Wer statt ein System zu kritisieren, das Milliardäre erschafft (also Menschen, die davon leben, was andere erarbeiten), die Wurzel stattdesen allen Übels in Geflüchteten und Menschen ohne Lohnarbeit sucht, hat echt Grundlegendes noch nicht verstanden.
Wir wollen sinnvolle Tätigkeit, lebenslange solidarische Netzwerke und Freundschaften und nicht unseren Lebenssinn in Lohnarbeit begreifen. Ja, wir wollen nicht unsere gesamte Lebenszeit damit verbringen diese Lohnarbeit gegen Geld und dieses dann wieder gegen Nahrung und Wohnraum tauschen zu müssen. Wir arbeiten für den Profit anderer, weil wir überleben müssen, das ist scheiße und gehört grundlegend anders organisiert.
Und ganz zuletzt. Diese Verherrlichung des Systems der Lohnarbeit ist besonders peinlich aus dem Mund von einem Haufen Maximilians und Huberti, die 24/7 in ihren Burschenschaften und Start-Ups abhängen, weil ihr Papa das Studium bezahlt. Checkt euer falsches Mindset, das was ihr wollt ist das genaue Gegenteil von dem, was wir erkämpfen wollen. Wir wollen uns jenseits dieser elenden Gesellschaft in Konkurrenz ausleben und herausfinden, wie wir das wirklich schöne Leben für alle erwirken können. Nehmt eure Segelschuhe und lasst uns in Ruhe.
Wir nehmen und behalten unsere Freiräume wie das GUNZ, JuzI, Queere Zentrum und allen anderen, in denen wir die offensichtlich kaputte Gesellschaft kritisieren und durchkreuzen. Denn wir wollen miteinander solidarisch sein und kämpfen, bis diese wahnwitzige Idee der Kürzung vom Tisch ist und darüber hinaus. Statt zu Stiefelleckern wie die Junge Union und die Schüler:innen-Union zu werden.
Lasst uns also verbunden bleiben und so oder so für eine Gesellschaft kämpfen, in der es keine Freiräume mehr braucht, weil sie schon frei ist.
Gegen jede Kürzung, gegen die menschenverachtende Rhetorik der Rechten.
Für das schöne Leben, Freundschaft und die Orte, in denen wir einfach sein können und aus denen wir heraus für die befreite Gesellschaft kämpfen!
Die Kohle können, aber werden sie uns nicht nehmen! Was uns bleibt ist eine widerständige Stadt von unten und die Freundschaft!
30.11.2024
Redical M